01. September 2018 Wie wird man Teetester von Beruf, Herr Kolthoff?

Egbert Kolthoff, arbeitet bei Bünting Tee als Teetester. Ein seltener und sehr spezieller Beruf, den in Deutschland nur ca. 30 Menschen ausüben. Wie man dazu kommt? Wir haben nachgefragt.

Das Interview fand im großen Teeprobierkontor des Teehandelshauses statt – am Arbeitsplatz von Egbert Kolthoff (rechts) und Ralf Töpfer (links).

Herr Kolthoff, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Teetester zu werden?
Zunächst einmal bin ich sozusagen „mit Tee groß geworden“. Ich bin überzeugter Teetrinker – und Ostfriese. 1977 habe ich dann bei Bünting eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann begonnen. Noch während meiner Ausbildungszeit machte mir der damalige Geschäftsführer Wilhelm Klopp das attraktive Angebot, beim Unternehmen „Tee-Tester und Tee-Einkäufer“ zu werden.

Was hat Sie an dem Beruf gereizt?
Zum Beispiel der Kontakt mit den Kulturen der Länder, in denen der Tee angebaut wird. Ein Bestandteil der Ausbildung war eine Reise nach Indien, um einen tiefen Einblick und das gesamte Know-how zu bekommen. Auch die Vielseitigkeit der weiteren Ausbildung hat mich angesprochen: Ich habe einige Zeit im Außendienst, in der Produktion sowie in einem Hamburger Teehandelshaus verbracht.

Das bedeutet, dass Sie als Teetester noch viele andere Aufgaben haben? Oder trinken Sie tatsächlich von morgens bis abends Tee?
Nein, der kaufmännische Hintergrund ist schon sehr wichtig. Als Teetester ist man auch für den Einkauf und die Einkaufspreise zuständig. Dazu fallen die Verpackungsentwicklung, rechtliche Aspekte und die Zusammenarbeit mit unserem Vertragslabor in meinen Aufgabenbereich. Das eigentliche Teetesten der Proben und Lieferungen macht aber gut 50 Prozent meiner Arbeit aus. Es ist schon die Hauptaufgabe.

Gibt es für diese Tätigkeit eine geregelte Ausbildung?
Es gibt weder eine Ausbildung noch einen speziellen Studiengang. Das Motto lautet „Learning by Doing“. Das für diesen Beruf notwendige Wissen wird einzig und allein von erfahrenen Teetestern an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Denn nur in der Praxis ist nachzuvollziehen, warum ein Teetester einen bestimmten Tee auswählt. Das kann man nicht nachlesen, das muss man üben. Es geht vor allem darum, sich Nuancen einzuprägen. Dafür braucht man eine gute Zunge, eine gute Nase – und viele Jahre Zeit.

J. Bünting Teehandelshaus GmbH & Comp.  ·  Brunnenstraße 37  ·  26789 Leer/Ostfriesland